Frühlingserwachen

Noch ist der Winter nicht vorbei. Heute herrscht ein sehr kalter Wind aus Südwesten. Es kann auch jederzeit noch einmal schneien. Im letzten Jahr war ich auch ungefähr um diese Zeit auf der Insel. Damals herrschte Eisfahrplan, weil der Bodden gefroren war und die Schiffe nicht fahren konnten. Es gab Tage, an denen es stürmte und die Gischt in der Luft fror.

Heute ist es auch kalt, aber die Natur wirkt schon viel frühlingshafter. An den Heckenrosen sind schon fast geöffnete Knospen. Bald werden sie ganz offen sein und zartes Grün erscheinen.

Hoffentlich gibt es nicht noch einen harten Frost. Die Pflanzen würden dann einen herben Rückschlag erleiden.

Aber falls dies passieren sollte, würde es sie nicht umbringen. Es bräuchte nur etwas mehr Zeit, bis sie zu voller Blüte reifen könnten. Also kein Grund zur Sorge. Wie es auch immer kommen mag, es wird keine Katastrophe geben.

Winterruhe

Es ist Mitte März. Nur wenige Gäste sind auf der Insel. Alles befindet sich noch in der Winterruhe. Äußerlich schläft die Insel. Wenn man jedoch hinter die Kulissen blicken kann, bemerkt man, dass sehr viel Bewegung und Betriebsamkeit herrscht. Bald kommen wieder viele Gäste, die Saison fängt an. Bis dahin muss alles vorbereitet sein.

Auch bei mir herrscht äußerlich noch Ruhe. Aber innen arbeitet es inzwischen sehr. Ohne diese innerlichen Vorbereitungen kann ich nicht in die arbeitsreiche Zeit gehen.

In etwa zwei Wochen wird die Insel erwachen. Wann wird meine Arbeit erwachen?

Ende der Welt

Diese Stelle am Bodden befindet sich gefühlt am Ende der Welt. Nun ja, nicht ganz vielleicht. Aber sie ist direkt am Zaun zum Vogelschutzgebiet Gellen, Teil der Kernzone des Nationalparks Mecklenburgische Boddenlandschaft. Man darf diesen Bereich nicht betreten.

Und man sitzt direkt am Bodden mit einem schönen Blick nach Rügen. An dieser Stelle bin ich schon sehr oft gesessen.

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Unwegsam

Es gibt eine sehr schöne Stelle im Süden auf dem Gellen. Ein See, auf dem Schwäne und Enten leben, idyllisch. Das Unangenehme ist, dass man ihn nur über den Ringdeich erreichen kann.

Der Ringdeich ist ein Bauwerk, das nach einer der größten Sturmfluten 1872 erbaut wurde. Die Insel wurde dabei auseinander gerissen. Zuerst war der Spalt nicht groß und die Anwohner stiegen einfach darüber. Nach der nächsten Sturmflut jedoch war klar, dass die Insel auseinander gebrochen war. So wurde wie eine Klammer der Ringdeich gebaut. Bis heute hält er die Insel zusammen. Die Bruchstelle ist wieder zugewachsen.

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Steine

Nein, der Weg ist noch immer nicht frei. Das habe ich heute auch an den Engstellen gesehen. Die See hat sie wieder verschlossen. Ich will über den Strand nach Vitte gehen. An den beiden Stellen bin ich nicht vorbeigekommen und musste den Umweg hinter der Düne machen.

Das passt hervorragend zu meiner heutigen Stimmung. Ich habe eine schlaflose Nacht hinter mir, noch einmal eine heftige Aufgabe aus der Vergangenheit zu erledigen.

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Windflüchter

Ein besonders romantisch anmutender Weg ist der Windflüchterweg. Als Windflüchter bezeichnet man Bäume, die sich durch den stetigen Wind zur Seite neigen. Sie versuchen nicht, dem Wind zu trotzen, sondern sie beugen sich dem Wind – scheinbar.

Äußerlich geben die Bäume dem Wind nach. Aber sie gedeihen dennoch sichtlich gut. Alle diese Kiefern sind äußerst vital und uralt. Es geht ihnen also gut, obwohl sie nicht in der von der Natur eigentlich bestimmten Gestalt wachsen.

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Wind

Der Wind frischt immer mehr auf. Er kommt von Südwesten. Ich freue mich, dass er mir ins Gesicht bläst. So kann ich alles loswerden, was mich so blockiert. Das Gefühl wird immer stärker, dass ich ganz viel Ballast loswerden muss. Es fühlt sich an, als ob ich durch diese Krusten um mich herum unbeweglich geworden bin.

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Weißer Weg

Immer weiter gehe ich am Strand entlang. Am Leuchtturm vorbei weiter Richtung Süden, nicht wie geplant auf den Wiesen.

Der halb angetrocknete Sand etwas entfernt von der aktuellen Wasserlinie ist wie blank gefegt. Nichts unterbricht die glatte Sandfläche. Wie ein heller, lichtvoller Weg zieht sich dieser Streifen parallel zum Wasser.

Da ist doch mein Weg – ohne jegliche Hindernisse, die Schätze habe ich bereits in der Tasche. Ich muss ihn nur noch gehen.