Wind

Der Wind frischt immer mehr auf. Er kommt von Südwesten. Ich freue mich, dass er mir ins Gesicht bläst. So kann ich alles loswerden, was mich so blockiert. Das Gefühl wird immer stärker, dass ich ganz viel Ballast loswerden muss. Es fühlt sich an, als ob ich durch diese Krusten um mich herum unbeweglich geworden bin.

Am Zaun zum Vogelschutzgebiet, das man nicht betreten darf, bleibe ich stehen und mache Eurythmie.

Verstohlen blicke ich mich zuerst um. Ich brauche keine Zuschauer. Dann stelle ich mich in den Wind und mache die „Kopfschmerzübung“, die aber auch alles abfallen lässt, was blockiert. A – H. Immer wieder empfange ich im A mit meinen Armen das Licht vom Himmel und werfe die Blockaden über meinen Rücken mit dem H hinter mich. Das Himmelslicht lege ich wie eine Hülle um mich herum. Immer wieder, immer wieder…

Ich verlasse den Strand und betrete die heideartigen Wiesen zwischen Düne und Bodden. Die Wiesen sind immer wieder von kleinen Birken- und Kiefernwäldchen unterbrochen.

Auf dem Boden des Wäldchens liegen ganz viele Birkenzweige. Die Birken machen das richtig. Der Wind hilft ihnen, alles abzuwerfen, was nicht stark genug ist. Alles, was sie unnötige Kraft brauchen ließe, darf abfallen. Die Zweige sind dennoch nicht nutzlos. Sie werden eines Tages verrottet sein und der Birke wieder neue Nahrung geben. Der Baum selbst kann gereinigt von halb Abgestorbenem frisch weiter wachsen und sich entwickeln.

Das ist also meine allererste Aufgabe hier auf der Insel. Altes, Vertrocknetes loswerden, damit ich mich entwickeln kann…

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