Spalier

Der Weg zu meinem Haus ist rosenumrankt. Man geht durch ein Spalier aus diesen wunderschönen Strauchrosen.

Fast schon berauschend ist der Duft, den diese besonderen Blüten verbreiten. Welcher Weg kann schöner sein, als dieser? Von Duft und Farbe geleitet…

Hoffnung

Eine wunderschöne Rosenblüte ist bereits offen. Ich freue mich daran.

Viele Knospen warten darauf, sich dem Licht zu öffnen. Es ist zu erwarten, dass sie ebenso prächtig sein werden. Wir wissen es jedoch nicht wirklich.

Wir hoffen darauf. Wird sich unsere Hoffnung erfüllen?

Schatten

Bezaubert von der so vertrauten und doch so wunderschönen Landschaft muss ich einfach fotografieren. Wie oft ich diesen Blick wohl schon festgehalten habe?

Ich zücke also das Handy und will abdrücken – da stehe ich mir aber doch selbst im Wege! Mein Schatten macht den Eindruck des schönen Ausblicks nicht gerade schöner. Trotzdem mache ich ein Foto.

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Farben

Ich stehe am Linsenbergweiher. Die Wolken spiegeln sich darin. Wie immer ein wunderschönes Schauspiel.

Aber die Wolken am Himmel sind fast weiß – auf der Wasseroberfläche erscheinen sie eher rötlich oder bräunlich.

Warum? Das ist ja jedem klar. Das Wasser ist durch die sehr starken Regenfälle in den letzten Tagen braun. Also erscheint alles, was sich darin spiegelt, braun oder bräunlich. Logisch.

Was aber sind Farben? Wo sind die Farben eigentlich enthalten? In den Dingen? Ist das Weiß in den Wolken? Die Wolken sind aber nicht im Wasser. Trotzdem sehen wir auf der Wasseroberfläche Wolken, eben bräunlich und nicht weiß.

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Licht

Wann nehmen wir Licht am besten wahr? Natürlich, wenn es Schatten gibt oder in der Dunkelheit.

Licht und Dunkel oder Licht und Schatten sind zwei Polaritäten. Polaritäten verdeutlichen uns Unterschiede. Sie lassen beide „Enden“ so stark unterschiedlich erscheinen, dass diese in ihrer Wesenheit und aller Deutlichkeit wahrgenommen werden können.

Mit Polaritäten wird in der Waldorfpädagogik gearbeitet. Sehr eindrücklich erinnere ich mich an die erste Geografie-Epoche in der vierten Klasse. Ich wählte die Ostsee und die Alpen als Polaritäten in Deutschland aus. Intensiv konnten die Kinder erleben, dass dies zwei völlig gegensätzliche Landschaften sind.

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Duft

Schade, dass man per Computer keine Düfte übermitteln kann.

Wer den Pfeifenstrauch kennt, weiß, wie betörend sein Duft um diese Jahreszeit ist.

Entlang des ganzen Weges stehen immer wieder in voller Blüte stehende Sträucher. Es ist ein Bad aus Duft. Man fühlt sich regelrecht betrunken davon.

Düfte gehen bis tief in die Seele. Sie haben mehr Einfluss auf unser Leben, auf unser Wohlbefinden, als man so annimmt. Leider wissen das auch Menschen beispielsweise aus der Werbebranche. Sie missbrauchen diese Wirkung für ihre Zwecke.

Hier aber kann man den Duft einfach nur genießen…

Lindentäle

Um die Runde zu vollenden, gehe ich den Viehweg entlang durch das Lindentäle. Diesen Weg bin ich vorher gefahren. Jetzt gehe ich ihn noch einmal zu Fuß.

Hier bin ich unzählige Male entlang gegangen, mit dem Auto, dem Fahrrad oder der Kutsche gefahren und geritten.

Einmal war ich mit einer Fahrschülerin per Kutsche unterwegs. Rechts auf der Bank saß eine Frau mit ihrem Kind. Der Buggy stand ziemlich nah am Weg. Am Wagen hatte ich Delia, eine alte und erfahrene Zucht- und Fahrstute, und Dingo. Dingo war ein älterer Wallach, der schon ziemlich viel Blödsinn und Schaden angerichtet hatte. Wir fuhren an der Frau und dem Kinderwagen vorbei. Plötzlich fiel Dingo ein, dass dies in Wahrheit ein Monster war und er rannte los. Delia hatte keine Chance, ihn zu bremsen und rannte dann lieber mit. So ging uns das Gespann wegen eines Kinderwagens (im zarten Alter von damals etwa 15 Jahren konnte Dingo natürlich so ein Schreckensgefährt noch nie gesehen haben – ha, ha, ha) in voller Fahrt durch. Es benötigte mehrere hundert Meter, bis ich zusammen mit der Fahrschülerin das Gespann wieder unter Kontrolle hatte…

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Wunde

Der weitere Weg ist eigentlich sehr idyllisch. Er geht in leichten Kurven durch die Wiesen und Felder. Rechts des Weges sieht irgendetwas anders aus – richtig, hier standen früher große Bäume. Ich finde die Baumstümpfe.

Links erstreckt sich eine große, wellige Fläche. Dies war ein unberührtes, wunderschönes Stückchen Erde gewesen.

Heute befindet sich dort eine Biogasanlage. Wie ein Fremdkörper scheint sie in der Landschaft. Die Fahrsilos, die ständig von Baggern angeknabbert werden, verstärken den Eindruck noch – es ist eine Wunde in die Landschaft geschlagen worden.

Ich verstehe die Bauern, die irgendwie Wege zum Überleben suchten. Dies schien ein guter, sinnvoller Weg zu sein. Aber wo liegt der Sinn, wenn man die eigene Nahrung einfach verbrennt?

Lieber möchte ich auf die andere Seite schauen, wo die ursprüngliche Landschaft noch intakt ist. Aber ich muss doch immer wieder auf die Biogasanlage schauen. Bis ich mich irgendwann sogar zwinge, dort hinzuschauen. Man muss die Wunden ansehen, sie spüren. Nur so kann man das Heile schätzen – und schützen.

Erinnerung

Wir passieren das Viehhaus. Das Sulzer Viehhaus war einst der städtische Kuhstall. Während der Decksaison waren die Bullen in der Deckstation im Städtle. Die Kühe und Kälber blieben dort draußen und durften den Sommer auf den großen Weiden verbringen.

Dieses Haus war von jeher mein Traumhaus. Es liegt auf einer Waldlichtung. Seit dem letzten schlimmen Orkan „Lothar“ ist der Wald auf der einen Seite nicht mehr so dicht. Idyllisch, wie eine Insel, liegt das Haus auf dieser Lichtung.

Es ist schon lange in Privatbesitz. Die Eigentümer haben Pferde und das alte Bauernhaus wunderschön umgebaut. Aber es bleibt immer noch mein Traumhaus…

Ich drehe die Runde durch den Wald und verlasse ihn beim Hengstetter Brunnen. Der ganze Ort ist nach einem schon fast versunkenen Brunnen benannt. Es gibt einen Grillplatz. Nur deshalb wird der Brunnen vielleicht noch erhalten. Man kann wunderbar das Bier darin kühlen.

Rechts des Weges suche ich den kleinen Trampelpfad zum Brunnen und finde ihn nicht. Nina aber biegt zielstrebig ab und findet den Weg. Als ob sie immer noch täglich hier gehen würde.

Für ein paar Minuten setze ich mich auf die Bank beim Brunnen. Man sieht von hier aus fast die ganze Runde, die ich bisher gegangen bin. Schon als Kinder waren wir immer wieder in diesem Gebiet. Wir machten „Radtouren“ zum Viehhaus, unsere Dackel in Körbchen auf dem Gepäckträger sitzend.

Wie ein Film spielen sich diese Szenen in meinen Gedanken ab. Heute fühlen sich die Erinnerungen fast wehmütig an…

Ruhe

Ich habe das dringende Bedürfnis, nach Sulz zu fahren und dort eine Runde laufen zu gehen. In Sulz bin ich aufgewachsen und später mit meiner Familie wieder dort gelandet, bis ich vor sieben Jahren nach Rottweil gezogen bin.

Es ist toll, in Rottweil zu leben. Man kann auch wunderbar spazieren rundherum. Aber ein so großes Gebiet mit Wald und Feldern, ohne durch große Straßen zerschnitten zu sein, findet man hier nicht. Stundenlang kann man von der Sulzer Schillerhöhe (wo ich einst wohnte) bis zur Dornhaner Platte wandern, ohne eine Straße kreuzen zu müssen. Es ist kein Verkehrslärm zu hören, außer man geht direkt oberhalb des Neckartals entlang. Solche Oasen der Ruhe vermisse ich hier in der Umgebung von Rottweil.

Ich fahre den Viehweg bis zum Wanderparkplatz am Wald. Früher bin ich dort natürlich zu Fuß gegangen, geritten oder mit der Kutsche gefahren. Nina und ich steigen aus – und ich genieße erst einmal die Ruhe. Nina genießt erst einmal, ihre Blase entleeren zu können.

Wir gehen den Waldweg bergauf. Wie oft bin ich hier geritten! Wenn die Pferde viel Power hatten, war dies die erste Gelegenheit für einen gefahrlosen Galopp. Die Schwarzwälder Füchse konnten so ihren Kraftüberschuss abbauen.

Heute jedoch geht es ruhiger zu. Nina und ich gehen durch den Wald und ich freue mich an der Ruhe. Tauche tief ein in diese Ruhe.