Lindentäle

Um die Runde zu vollenden, gehe ich den Viehweg entlang durch das Lindentäle. Diesen Weg bin ich vorher gefahren. Jetzt gehe ich ihn noch einmal zu Fuß.

Hier bin ich unzählige Male entlang gegangen, mit dem Auto, dem Fahrrad oder der Kutsche gefahren und geritten.

Einmal war ich mit einer Fahrschülerin per Kutsche unterwegs. Rechts auf der Bank saß eine Frau mit ihrem Kind. Der Buggy stand ziemlich nah am Weg. Am Wagen hatte ich Delia, eine alte und erfahrene Zucht- und Fahrstute, und Dingo. Dingo war ein älterer Wallach, der schon ziemlich viel Blödsinn und Schaden angerichtet hatte. Wir fuhren an der Frau und dem Kinderwagen vorbei. Plötzlich fiel Dingo ein, dass dies in Wahrheit ein Monster war und er rannte los. Delia hatte keine Chance, ihn zu bremsen und rannte dann lieber mit. So ging uns das Gespann wegen eines Kinderwagens (im zarten Alter von damals etwa 15 Jahren konnte Dingo natürlich so ein Schreckensgefährt noch nie gesehen haben – ha, ha, ha) in voller Fahrt durch. Es benötigte mehrere hundert Meter, bis ich zusammen mit der Fahrschülerin das Gespann wieder unter Kontrolle hatte…

Auf der Wiese rechts, „Reilings Wiese“, hatten wir viele Jahre lang eine Sommerweide für die Schwarzwälder zur Aufzucht. Auch meine Stute Lisbeth „wohnte“ dort. Ich hatte sie von der Mama weg als Saugfohlen im Schwarzwald gekauft. Der Züchter brachte sie mit dem Hänger bis zur Koppel. Wir brachten Lisbeth einfach zu der Fohlenherde und schauten, was passierte. Nachdem alle immer wieder im Kreis herumgaloppiert waren, beruhigte sich alles. Lisbeth allerdings stellte sich in den Zaun in der Richtung, aus der sie gekommen war, und wieherte. Sie rief nach ihrer Mutter. Schon bald wurde sie glücklicherweise von einer einjährigen Stute „adoptiert“. Diese sorgte dann stets dafür, dass Lisbeth immer einen guten Fressplatz hatte und ließ sie sogar an ihr Euter. So wurde Lisbeth schnell ruhig, und das bis dahin sehr magere Fohlen hatte schon bald einen runden Grasbauch.

Warum nur sind all diese Erinnerungen heute so wehmütig?

Natürlich, es ist der 13. Juni – „Halbjahrestag“ von Marcus‘ und Carens Tod… Bis heute sind die 13. eines Monats immer wieder bedeutungsvolle Tage, was ich oft erst im Nachhinein bemerke.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert