Mut-los

Wiederauferstanden? Weit gefehlt. Noch immer kann ich nicht länger als einen Nachmittag lang auf den Beinen sein. Schon ein angehängter Abend wirft mich zurück und raubt mir alle Kräfte. Das macht mich mutlos.

Wofür bräuchte ich aber Mut? Um endlich mein neues Leben, meine neue Arbeit auf den Weg zu bringen? Um wieder hinaus in die Welt zu gehen und zu sagen. „Seht her, da bin ich!“?

Im Moment bräuchte ich meinen Mut nur, um wieder einen ganzen Tag lang etwas tun zu können. Um wieder in Kontakt mit anderen Menschen zu kommen. Aus meinem Loch herauszusteigen und am bunten Leben teilzunehmen.

Der Zusatz „-los“ bedeutet im eigentlichen Sinne „ohne“. Aber das Los ist auch etwas anderes. Ein Synonym für „Los“ ist „Schicksal“. „Er hat ein schweres Los zu tragen.“ „Es ist ihr Los zu leiden.“ Auch hier wieder eine eigentlich negative Bedeutung.

Ein Schicksal kann aber auch gut sein, bei aller Härte, die ihm anhaften mag. Hätten wir nicht solche Tiefs im Leben, könnten wir uns an den Hochs nicht erfreuen. Wäre die dunkle Winterzeit nicht, würden wir uns nicht an der warmen, hellen Frühjahrssonne freuen. Gäbe es nicht ab und zu Phasen, in denen uns der Mut fehlt, würden wir die Zeiten, in denen wir stark sind, nicht schätzen. Durch diese Polaritäten wird unser Leben reich und bewusst.

Ich sitze noch tief in meinem Loch – aber ich weiß, dass ich eines Tages die Kraft haben werde, wieder hochzusteigen. Dies wird mir Stärke verleihen. Eigentlich bin ich dankbar für diese schwere Zeit – auch wenn sie nicht so schön auszuhalten ist. Mut heißt, auch dies durchzustehen in dem Vertrauen, dass eines Tages alles wieder besser sein wird.

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