Verschneite Wege

Die dünne Schneedecke macht das Gehen ganz anders als sonst. Und sie verändert die Landschaft ungemein.

Ich gehe meine altbekannte Dissenhornrunde. Oben im Wald sind die Wirtschaftswege schneebedeckt. Reifenspuren geben ihnen ein Profil. Der Weg ins Tal hat noch ein Stück, das bergauf geht. Das weiß ich natürlich. Aber so, wie er heute aussieht, kommt mir der Weg völlig unbekannt vor. Er geht weitaus steiler bergauf, als ich in Erinnerung habe. Das kann natürlich auch am Schnee liegen, der das Gehen anstrengender macht.

Was mich aber noch viel mehr wundert, ist, dass der Weg nach der Kurve auf einer Höhe herauszukommen scheint. Er erinnert mich an einen bestimmten Ort im Donautal. Aber da bin ich ziemlich sicher nicht…

Natürlich kommt der Weg auf keiner Hochfläche heraus. Die gibt es an dieser Stelle einfach nicht. Trotzdem ist es, als hätte ich eine ganz neue Strecke gefunden.

Wo auf dem Weg gehe ich am besten? In den Reifenspuren ist der Schnee platt gefahren. Ich sinke nicht ein und muss mich weniger anstrengen. Die Mitte ist von lockerem Schnee bedeckt. Hier sinke ich ein wenig ein und komme schneller aus der Puste. Auf den Reifenspuren rutsche ich dagegen ziemlich und muss deshalb langsamer gehen als gewohnt. Das passiert in der Mitte nicht. Dafür komme ich durch die Anstrengung etwas langsamer voran.

Diese Entscheidung müssen oder dürfen wir doch immer wieder treffen. Welche Unannehmlichkeit oder Unbequemlichkeit wählen wir aus, damit wir welche Vorteile erfahren? Wollen wir mit mehr Anstrengung, dafür aber sicher, vorangehen? Oder leichter, dafür mit mehr Risiko zu stürzen? Für viele Situationen haben wir die Möglichkeit zu wählen. Es gibt kein Allgemeinrezept. Immer wieder ist etwas anderes sinnvoll.

Wie schön, dass wir die Wahl haben!

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