Genervt

Kennt ihr das? Ihr habt etwas vor, müsst aber vorher noch einige Dinge „gschwind“ erledigen. So ging es mir heute. Noch gschwind die Post für Frankreich fertig machen, noch gschwind auf eine Mail antworten, noch gschwind ein paar WhatsApps rausschicken, noch gschwind auf die Post.

„Gschwind“ hat mich fast zwei Stunden gekostet. Viel später als gedacht komme ich am Parkplatz in Göllsdorf an. Das Dissenhorn streiche ich gleich. Nicht nur aus Zeitgründen, sondern auch, weil ich keine Hundetüten in der Tasche habe und unbedingt zuerst am Spender vorbei muss. Also nur im Jungbrunnental entlang und durch den Wald zurück.

Ich gehe los. Natürlich macht Nina ihr erstes Häufchen noch vor dem Tütenspender. Ärgerlich ziehe ich Nina hinter mir her, hole Tütchen und gehe zurück. Kurz nach dem Spender macht Nina ihr zweites Häufchen. Also einsammeln und wieder zurück zum Spender. Bäh!

Nina freut sich an dem Schnee und steckt ihre Nase in jede Spur, die sie am Rande des Weges nur finden kann. So kommen wir ja nie vorwärts! Ich biege rechts ab, weil ich keine Lust auf den blöden Weg habe. Aber es ist kein Weg zu sehen. Natürlich nicht, denn ich hätte schon viel früher abbiegen müssen. Ich werde immer genervter.

Das Gehen auf dem Teersträßchen ist kein Spaß. Stellenweise ist es vereist. Immer wieder trete ich auf solche Stellen, die man nicht immer unbedingt sieht. Dann rutsche ich mit einem Fuß weg. Auch Nina rutscht immer wieder. Wie unbequem! Ärgerlich ziehe ich Nina immer weiter.

Nina sieht mich ganz erstaunt an. „Was ist denn los? Warum darf ich denn nicht herumschnüffeln? Es ist doch so schön!“, scheint Nina zu denken. Da hat sie eigentlich auch Recht. Dass ich so eine Stinkelaune habe, ist schließlich nicht ihre Schuld. Ich versuche also mich zusammenzureißen.

Na geht doch. Ich werde wieder ruhiger. Dann weiß ich, was ich mache: ich gehe rechts hoch zu dem Kreuz, wo man so einen schönen Blick über den Linsenberg, den Weiher, Göllsdorf und Rottweil hat. Gedacht, getan. Dieser Weg ist auch gleich viel besser zu gehen, weil er ganz verschneit ist. Keine tückischen Eisfallen mehr.

Beim Kreuz bleibe ich stehen. Sitzen ist nicht angesagt, weil die Bank schneebedeckt ist. Aber ich halte inne und lasse meinen Blick über die Landschaft schweifen. Mein Atem wird nach dem Bergaufgehen schnell wieder ruhiger. Mit jedem Atemzug werde ich selbst wieder ruhiger. Jeder Atemzug bringt mir etwas Frieden. Es sind nur wenige Minuten, bis ich innerlich und äußerlich ganz ruhig bin. So fühlt sich das doch viel besser an! Ich setze meinen Weg durch den verschneiten Wald fort. Plötzlich sieht alles wunderschön aus. Ich freue mich an dem Winterwunderland und kann nicht mehr verstehen, wie ich vorher so genervt sein konnte…

Nicht immer hat man die Möglichkeit, sich an einen friedlichen Platz zu begeben, wenn man unausgeglichen, verärgert oder genervt ist. Aber jeder hat auch einen inneren friedlichen Ort. Diesen kann man immer aufsuchen. Immer und überall. Wenn man am Schreibtisch sitzt, kann man ein oder zwei Minuten innehalten und sich an seinen inneren Friedensort begeben. Beim Essen. Auf der Toilette… Man muss sich nur an diesen Ort begeben. Von alleine wird er nicht auf uns zukommen.

Sucht doch einmal euren inneren Ort des Friedens. Ihr werdet sehen, wie hilfreich, entspannend und belebend das ist – für euch selbst und auch für eure Umgebung, die euch aushalten muss.

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