Karfreitag

Der Tag der Verhaftung und Kreuzigung Jesus‘. Wir erarbeiten mit Michael die Bedeutung dieses Tages.

Welche Wunden tragen wir mit uns herum? Damit sie heilen können, müssen wir sie betrachten. Nur, wenn das Dunkle ins Licht gerückt wird, verliert es seine Macht.

Wir sprechen von „Sünden“. Michael betont immer wieder, dass damit nicht gemeint ist „ich habe am Freitag Fleisch gegessen und unkeusche Gedanken gehabt“. Nein, „Sünde“ kommt von „absondern“. Wenn man entgegen der Bestimmung seines Lebens lebt, sondert man sich von sich selbst und seiner Bestimmung ab. Man tut manchmal Dinge, bei denen man sich selbst gar nicht wiedererkennt. Wenn man nicht genügend nach sich selbst schaut, sondert man sich von sich selbst ab. Wir sondern uns manchmal von unseren Mitmenschen ab. Es gibt viele Möglichkeiten, sich abzusondern – zu „sündigen“.

In der Liturgie zur Todesstunde begeben wir uns noch einmal ganz in unsere Schattenseiten. Wir offenbaren sie Jesus, indem wir vor ihn treten. Um sein und unser Leiden zu visualisieren, ist in der Kirche ein Pestkreuz aufgestellt. Jesus mit unzähligen Wunden ist daran zu sehen. Kein schöner Anblick. Unsere Wunden sind auch nicht unbedingt schön. Dennoch sehen wir sie an und legen sie Jesus dar. So können sie heilen.

Karfreitag ist ein Tag des Schweigens im Kloster. Zwar entstehen immer wieder Gespräche, aber ich ziehe mich zurück. Das Wetter ist sehr schön, so dass wir den wunderschönen Garten genießen können.

Mir wird klar, dass ich mit meiner Zukunft, meiner Berufung, nicht auf schon angelegte Wege zurückgreifen kann. Ich muss meinen ureigenen Weg selbst finden und erfinden. Deshalb gehe ich keinen Schritt auf den angelegten Wegen durch den parkartigen Garten. Nein, ich gehe kreuz und quer über den Rasen und besuche die verschiedenen Bäume. Doch ich ertappe mich immer wieder bei dem Gedanken „darf man überhaupt über den Rasen gehen?“

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