Leichtigkeit

Heute Morgen habe ich noch Karten gezogen für den Abschluss des Inselaufenthaltes. Was wird mir die nächste Zukunft bringen?

Ich zog ein Krafttier und einen Erzengel. Das Krafttier war ein Hase. Es stand dafür, dass ich meine Liebe wieder erwachen und sich ausbreiten lassen sollte. Genau das ist es ja. Ich will mich wieder in Gesellschaft begeben, wieder präsent sein. Ich bin bereit dazu.

Beim Mischen der Erzengelkarten sprang eine Karte mit Erzengel Gabriel heraus. Sie stand für kreatives Schreiben. Immer wieder bekomme ich diese Botschaft. Auch in einem Traum in der letzten Nacht kam das Schreiben vor. Da muss doch etwas dran sein…

Die Erzengelkarte vom Vortag habe ich noch im Kopf. Es war Erzengel Ariel mit der Botschaft: „Breite deine Flügel aus. Der Zeitpunkt ist gekommen.“

Inzwischen bin ich in Kloster angekommen, war im Buchladen des Gerhart-Hauptmann-Hauses und sitze nun in der Inselkirche.

Diese kleine Kirche ist etwas ganz Besonderes. Eine solche Kirche habe ich vorher noch nie gesehen. Das Gestühl und die ganze Einrichtung sind in weiß und blau gehalten. Alles sieht einfach, aber auf regelrecht naive Weise schön aus.

Heute richtet sich mein Blick erstmalig zuerst und vor allem auf die Decke. Es ist ein Tonnengewölbe, bemalt mit angeblich 3100 Rosen. Als einst die Decke der Kirche erneuert wurde, sollte sie irgendwie bemalt werden. Keiner hatte eine richtig gute Idee. Dann wurde ein Künstler gefragt. Er bekam ganz freie Hand und entschied sich für die Rosen. Keine Edelrosen, sondern die einfachen Heckenrosen, wie sie zu Hauf auf der Insel und an der ganzen Ostsee wachsen. Der Pfarrer war wohl zunächst nicht sehr begeistert. Er hätte sich eher kirchliche Bilder vorgestellt. Aber diese Rosen sind so sprechend für den Charakter der Insel, auf der das Kirchlein steht, dass sie schließlich doch überzeugten. Eigentlich ist es schon etwas kitschig. Aber die Decke ist so besonders und passt absolut zur einfachen Schönheit der Kirche, dass sie doch schön ist.

Noch nie hatte ich zuvor die Decke so intensiv angeschaut. Mein Blick bleibt einfach oben hängen. Ich kann nur noch nach oben schauen. Da fallen natürlich auch die hängenden Elemente ins Auge. Links vorne das Zeesenboot, das an einem an der Wand angebrachten Ständer frei in der Luft hängt. Ja, dieses Boot der Boddenfischer mit dem flachen Boden symbolisiert ganz stark Freiheit und Leichtigkeit. Wer schon einmal gesegelt ist, kann das gut nachvollziehen. Auf einem Zeesenboot bin ich noch nie gewesen. Aber gesegelt bin ich schon und weiß, wie sich das anfühlt. Wie schwerelos man über das Wasser gleitet.

Vorne rechts hängt ein Wikingerschiff. Auch die Wikinger liebten die Freiheit.

In der Mitte schwebt an einer Kette ein Engel. Nicht unbedingt ein großer Kunstschatz. Kitschig in seiner durch ein Tuch verdeckten Nacktheit. Aber rührend fröhlich und frei.

Mir wird klar, dass ich eben dieses verloren habe – meine Leichtigkeit und das Gefühl von Freiheit. Sie wurden erstickt durch die harten Krusten, dies sich um mich gebildet haben. Die ich in den Tagen hier aufgebrochen und abgeschüttelt habe. Nun darf sie wieder leben, die Leichtigkeit. Wie oft habe ich in den letzten Monaten gelacht? Ich, die ich sonst so viel lache? Das darf sich nun wieder ändern. Das Leben ist doch schön. Ich wollte keinen Tag vergeuden. Und was habe ich gemacht? Oder besser mit mir machen lassen? Ich habe mich einsperren lassen, in mir und meinen kreisenden Gedanken.

Jetzt bin ich wieder da! Ihr werdet euch noch wundern! Es lebe die Leichtigkeit! Es lebe das Leben! Es lebe die Freiheit!

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