Boden-los

Der schmelzende Schnee hinterlässt viel Wasser – an Stellen, wo sonst kein Wasser steht. Die Büsche scheinen den Boden verloren zu haben. Sie sind bodenlos.

Wenn wir das Wort „bodenlos“ gebrauchen, meinen mir damit meist so etwas wie „unerhört“, „unglaublich“. „Eine bodenlose Frechheit“ ist nicht gerade schmeichelhaft. Warum aber ist es negativ, wenn etwas keinen Boden hat?

„Es zieht mir den Boden unter den Füßen weg“ ist ein anderes Sprichwort, bei dem es keinen Boden gibt.

Wir Menschen leben auf der Erde, haben stets Boden unter den Füßen. Es entspricht unserer Natur, dass wir in direktem Kontakt mit dem Erdboden leben. Wer hat sich nicht schon einmal gewünscht, wie ein Vogel durch die Luft zu fliegen? Vögel haben keinen Boden unter ihren Füßen. Wer schon einmal mit dem Flugzeug, Gleitschirm, Drachen oder sonst irgendwie geflogen ist, weiß, wie sehr sich das Lebensgefühl in der Luft verändert. Man fühlt sich leicht, hat den Überblick über die Welt. Jedoch hat man keinen direkten Kontakt mehr zu dieser Erde. Man kann sie nur noch sehen, nicht spüren.

Auch wenn es uns möglich ist, kurze Ausflüge weg vom Boden zu machen, so sind wir doch Wesen, die auf die Erde gehören. Manchmal befinden wir uns in Situationen, in denen es scheint, dass wir den Boden unter den Füßen verloren haben. Dann ist er einfach nicht sichtbar. Wir stehen dennoch auf der Erde – so wie die momentan im Wasser stehenden Büsche…

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