Bedeckt

Das grüne Moospolster sieht gemütlich aus. Es bedeckt die darunter liegende Erde und die Wurzeln des Baumes. Es schützt. Es wärmt. Es hält die Welt draußen.

Kennt ihr das? Manchmal wünscht man sich nichts als ein solches Moospolster, unter dem man sich verkriechen kann. Damit wir geschützt und gewärmt werden. Damit die Welt draußen bleibt.

Wir dürfen dieses Bedürfnis haben. Es ist erlaubt. Wir dürfen es uns erlauben. Wenn wir uns immer wieder unter einen Schutz stellen (legen), können wir gestärkt wieder aufstehen und in die Welt sehen – und gehen.

Sauber

Es ist Ende Mai und sonnig. Heute muss die Kälte ein Ende haben! Ich möchte keinen Winter mehr!

Ich schalte die Heizungen ab und stecke meine dicken Anoraks und Jacken in die Waschmaschine. Und ich stelle meine Zimmerpflanzen auf die Terrasse.

Zunächst scheinen sie etwas verloren draußen, unter dem hohen Himmel. Ich gieße die Pflanzen und „betüddele“ sie ein bisschen.

Das war gestern. Heute ist es wieder richtig kalt… Brrr…

Aber es regnet auch. Die Pflanzen werden geduscht. Der Staub des ganzen Winters wird abgespült. Durch die Befreiung von dieser Schicht scheinen die Pflanzen aufzuatmen.

Sie sind wieder herrlich grün und sauber! Wie gut so eine Reinigung doch tun kann…

Putztag

Seit Wochen bin ich heute erstmals für einen ganzen Tag ohne Termine daheim. Nachdem ich seit Monaten für meine Familie unterwegs bin (was ich von Herzen gerne bin), habe ich das Bedürfnis, einmal etwas ganz für mich zu tun.

Vor allem aber ruft meine Wohnung nach einer Putzaktion. Irgendwann wird es auch bei mir, die ich meine Wohnung ja alleine bewohne, schmutzig.

Es ist schon so eine Sache mit dem Putzen. Wenn man es vor sich hat, ist es furchtbar. Während des Putzens ist es gar nicht so schlimm. Aber danach – da fühlt es sich einfach nur gut an. Alles ist sauber und aufgeräumt.

Beim Putzen konnte ich meinen Gedanken nachhängen. Durch die Tätigkeit an sich wurden auch meine Gedanken gereinigt und sortiert. Danach bleiben keine Fragen offen. Es ist einfach durch und durch sauber.

Putzen ist auch Therapie. Es lebe das Putzen!!!

Neue Schuhe

Meine Wanderschuhe versagen mir den Dienst. Im November 2014 habe ich sie gekauft. Wie viele Kilometer sie wohl mit mir gegangen sind? Ich weiß es nicht. Es sind auf alle Fälle sehr, sehr viele.

Jetzt sind die Sohlen so abgelaufen, dass sie nicht mehr zu retten sind. Diese Art von Sohlen lässt sich leider auch nicht ersetzen. Unsere gemeinsamen Wege sind also wohl endgültig Geschichte.

Ich stehe vor dem Regal mit den Wanderschuhen im Sportgeschäft. Wie immer, werde ich dort kompetent beraten. Zwei Paare kommen in Frage. Eines fühlt sich fremd an, interessant, ganz anders als gewohnt. In das andere Paar schlüpfe ich hinein – und fühle mich wie zu Hause.

Kein Wunder, denn es ist das Nachfolgemodell meiner geliebten alten Wanderschuhe. Glücklich entscheide ich mich für dieses Paar.

Der erste Spaziergang. Schon bei den Treppen, die abwärts führen, bemerke ich, dass ich die gleichen Probleme haben würde wie bei den Vorgängern. An der breitesten Stelle des Fußes, gleich hinter dem großen Zeh, reiben die Schuhe. Schon nach ein paar Schritten tut es sehr weh. Daheim sehe ich beim Ausziehen, dass es ziemlich blutet.

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Wasser 2

Noch gestern war das Wasser ruhig und friedlich. Heute, nach einem Tag und einer Nacht Dauerregen sieht es ganz anders aus.

Schon von weitem hört man den Neckar und die Prim rauschen. Die kleine Prim tobt durch ihr Bachbett. An der Stelle, wo sie auf den Neckar trifft, ist das Wasser bereits hoch. Der Neckar rauscht schnell auf seinem Weg. Das Wasser ist braun und bringt ohne Unterbrechung Treibholz mit.

Am Ufer wird ein Ast weggerissen. Es kracht und knackt. Sehr schnell wird der Ast weggeschwemmt. Unaufhaltsam.

Es ist nicht friedlich… Es ist wild und laut und bedrohlich kraftvoll.

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Wasser 1

Bei leichtem Regen gehe ich durch den Wald. Der Himmel ist dennoch hell. Das sanfte Geräusch der Tropfen in den jungen Blättern umgibt mich. Ich bade darin. Die Welt ist wie verzaubert.

Ein kleines Bächlein rinnt über den Weg. Es gluckert und rauscht. Viel mehr, als man es angesichts dieses kleinen Rinnsals erwarten würde. Das Wasser hat Kraft.

Wasser ist Leben. Unsere Natur benötigt es dringend. Jeder spricht davon. Ich habe das Gefühl, dass die Pflanzen diesen zarten Regen genießen.

Es ist friedlich…

Gefahr

Letzte Woche war ich bei Dietingen spazieren. Es gibt dort sehr schöne Wege durch den Wald. Und ein Wildgehege.

Lange folgten Nina und ich dem Weg am Zaun entlang. Es gab deutliche Spuren von Wildschweinen. Unterhöhlte Bäume, deren Wurzeln ganz frei liegen, Kuhlen, matschige Suhlen. Aber kein Wildschwein.

Schließlich, ganz am Ende des Weges, kam doch noch eines. Das Wildschwein stand ganz ruhig da und schaute Nina und mich an. Es hatte keine Angst, ich auch nicht, Nina hatte es überhaupt nicht bemerkt. Auch die Größe war nicht gerade spektakulär.

Vor vielen Jahren hatte ich einmal eine Begegnung mit einer Wildsau. Ich ging am Waldrand spazieren. Als ich um eine Kurve kam, stand mir plötzlich eine Wildsau gegenüber. Wir sahen uns in die Augen. Sie schien riesig zu sein. Beide waren wir sehr erschrocken. Nachdem die Schreckstarre verflogen war, drehte ich mich um und ging ganz langsam in die Richtung, aus der ich gekommen war. Mit den Ohren blieb ich bei der Wildsau. Ob sie mir wohl folgen würde?

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Vitalität

Im Leben kann man viele Verletzungen erleiden. Jedes Mal, wenn ich an diesem Baum vorbeikomme, werde ich ganz besonders daran erinnert. Ich habe das Bedürfnis, bei ihm innezuhalten und ihn zu betrachten.

Trotz dieser tiefen Verletzung am Fuße des Stammes ist die Buche vital. Sie trägt wieder hellgrünes Laub. Die Wunde hat sie zu etwas Einzigartigem gemacht, hat sie stärker gemacht als ihre Umgebung.

Verletzungen tun erst einmal weh. Aber wir können auch dankbar dafür sein, denn wir müssen uns davon nicht unterkriegen lassen. Wir dürfen gestärkt und noch lebendiger weitermachen…